Musikwissenschaft – Feminismus – Kritik. Ein Generationenaustausch zum 25. Jubiläum der Fachgruppe Frauen- und Genderstudien
Hauptsymposion im Rahmen der Jahrestagung 2019 der Gesellschaft für Musikforschung an der Universität Paderborn und der Hochschule für Musik Detmold
Termin: 09:00–16:30Uhr am 26.09.2019
Ort: Universität Paderborn. Raum: C1
Konzept und Leitung: Dr. Cornelia Bartsch und Sarah Schauberger M.A.
Das Symposium wird von der Mariann-Steegmann-Foundation und vom Zentrum für Geschlechterstudien/Gender Studies der Universität Paderborn gefördert und unterstützt.
Keynote: Prof. Dr. em. Ute Gerhard
In dem Symposium werden die Kernfragen feministischer Wissenschafts- und Gesellschaftskritik aufgeworfen: was waren die Inhalte und Aufgaben einer feministischen kritischen Musikwissenschaft und welche sind es heute? Was ist das Politische in der musikwissenschaftlichen Forschung und wie lässt sich der Theorie-Praxis-Gap schließen? Was kann Musikwissenschaft leisten, um Gesellschaft zu verstehen und zu verändern? Zwar wurden gesellschaftskritische Fragen in der Tradition Theodor W. Adornos gerade auch im Bereich der historischen Musikwissenschaft gestellt, allerdings transportierte die Orientierung der deutschsprachigen Musikwissenschaft an Adorno die europäischen Ästhetik des langen 19. Jahrhunderts mitsamt ihren geschichtsphilosophische Konzepten (wie bspw. dem Ineinandergreifen von Ausdrucksparadigma und Fortschrittsdenken) und den damit verbundenen Ausschlussmechanismen bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein. Insbesondere blockierte diese Orientierung (aufgrund von Adornos Abwertung populärer Musik wie etwa dem Jazz) eine fundierte Beschäftigung mit dem Populären als musikästhetische sowie auch die Ordnungen musikbezogenen Wissens strukturierende Kategorie. Dies verdeckte zugleich die Bedeutung der Kategorie Geschlecht in der Produktion dieser Ästhetik ebenso wie in der Produktion des musikbezogenen Wissens – ein blinder Fleck, der sich bereits in Adornos musikbezogenen Schriften gut beobachten lässt. Vor diesem Hintergrund wird auch die Bedeutung der mit der zweiten Frauenbewegung einsetzenden feministischen Kritik auch an den musikgeschichtlichen Diskursen deutlich: Gerade feministische Perspektiven haben das Fach für neue kritische Denkrichtungen geöffnet. Eine gesellschaftskritische Analyse ist immer nur dann vollständig, wenn sie alle wichtigen Dimensionen sozialer Ungleichheit berücksichtigt. Aktuelle Ereignisse wie zum Beispiel die Debatten um antisemitischen und misogynen Gangsta-Rap, #metoo und #time's up, sexualisierter Gewalt an deutschen Musikhochschulen, sowie Kampagnen gegen androzentrische LineUps auf Musikfestivals zeigen ganz aktuell, dass Musik nicht bloßer Überbau, sondern ein wichtiges kulturelles Austragungsfeld gesellschaftlicher Wirklichkeiten und sozialer Ungleichheit ist. Eine weitere Frage des Symposiums lautet daher: Was können wir anhand der Analyse von Musik und musikalischen Kontexten über Gesellschaft, soziale Ungleichheit und vor allem über Geschlechterkonstruktionen verstehen lernen? Um die aufgeworfenen Fragen zu diskutieren werden verschiedene Generationen musikwissenschaftlicher Genderforscher*innen und damit unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven zusammengebracht.
Referent*innen des Panels:
- Dr. Stefanie Alisch
- Dr. Cornelia Bartsch
- Prof. Dr. Christa Brüstle
- Dr. Anke Charton
- Prof. Dr. Ute Gerhard
- Prof. Dr. Eva Rieger
- Sarah Schauberger, M.A.
Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion
- Prof. Dr. Beatrix Borchard
- Prof. Dr. Christa Brüstle
- Prof. Dr. Rebecca Grotjahn
- Mary Ellen Kitchens
- Prof. Dr. Eva Rieger
- Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann