Mu­sic and Iden­ti­ty

Dass Musik wesentlich für die persönliche, aber auch die kollektive Identitätsbildung ist, erleben wir täglich im eigenen Umfeld, aber auch auf nationaler Ebene. Jenes Thema "Musik und Identität", das sowohl soziologische als auch psychologische Bereiche betrifft und selbstverständlich eine große historische Bedeutung aufweist, wird im Rahmen eines internationalen Kooperationsseminars intensiv behandelt. Ausgehend von vier großen Themenfeldern (Class, Colonialism, Gender, Religion) erarbeiten Studierende aus Kapstadt und Detmold gemeinsam konkrete Beispiele und präsentieren diese im Rahmen einer Student Conference am South African College of Music. Nach einigen vorbereitenden digitalen Sitzungen reisen zehn Studierende und zwei Lehrende vom 25. März bis zum 3. April nach Kapstadt, um die Projektarbeit zu intensivieren und in den persönlichen Austausch mit den südafrikanischen Kolleg*innen zu treten.
Im Anschluss an die Präsenzphase in Kapstadt, wird in zahlreichen digitalen Sitzungen eine virtuelle Ausstellung zum Seminarthema erarbeitet, die voraussichtlich im Juli 2023 zugänglich sein wird.

Das Seminar bietet den Teilnehmer*innen nicht allein die Möglichkeit, intensiv über das Thema Musik und Identität nachzudenken, sondern überdies sehr eng mit Studierenden aus Kapstadt zusammenzuarbeiten. Die Veranstaltung wird durch das IVAC-Programm des DAAD gefördert.

Rei­se­blog (ver­fasst von Lui­se Ad­ler)

Zu Mittag des Anreisetages traf sich eine Gruppe aus zehn Studierenden und zwei Lehrenden des Musikwissenschaftlichen Seminars Detmold/Paderborn, um sich auf die weite Reise nach Kapstadt (Südafrika) zu begeben. Wider Erwarten verlief die Anreise von Detmold nach Frankfurt, mit zwei Umstiegen, für die nur je zehn Minuten eingeplant waren, reibungslos. Am Frankfurter Flughafen kamen also alle entspannt - abgesehen von Aufregung vor dem langen Flug - an. Nach den obligatorischen Stationen (Check-In, Sicherheits- und Passkontrolle) bildeten sich kleine Grüppchen und die verbleibenden Stunden vergingen wie im Flug. Kurz vor dem Check-In entstand dann noch ein erstes Gruppenfoto, bevor der Flieger für den bevorstehenden 12-Stunden-Flug bestiegen wurde.

Im Flugzeug angekommen, dauerte es noch etwas, bis es dann endlich wirklich los ging. Nach einem späten Abendessen kehrte langsam Ruhe ein und in den nächsten acht Stunden versuchten alle zu schlafen, was nicht allen gleich gut gelang. (Allerdings schlief nach der Ankunft gegen 10 Uhr Morgens niemand im Stehen ein.) Die Einreise verlief ähnlich unspektakulär wie die Ausreise und so saßen wir bald in zwei Bussen RIchtung Hotel. Schon auf dieser ersten etwa 15-minütigen Fahrt wurde das Nebeneinander von arm und reich, von pompösen Häusern und großen Townships sehr deutlich. Im Hotel angekommen konnten sich alle erst einmal ein wenig erholen, bevor es am Nachmittag noch ein kleines touristisches Programm geben sollte: eine Hop-On/Hop-Off-Tour mit dem Red Bus.

Wir entschieden uns für die große Tour, mit über zwei Stunden Fahrzeit. Das Wetter, sonnig mit strahlend blauem Himmel, lud zur Fahrt in der oberen, nicht überdachten Etage ein. Die Aussicht war atemberaubend. Während der Fahrt konnten wir ein besseres Bild der Metropole gewinnen: Meer und Berge direkt nebeneinander. Alle waren sichtlich beeindruckt, wenngleich Townships direkt neben Villen auch auf dieser langen Fahrt das Bild von Kapstadt prägten und nachdenklich stimmten. Nach Ende der Fahrt, gegen 17:30 Uhr waren alle Teilnehmenden hungrig und müde: Also wurde erst der Hunger bei einem geselligen Zusammensitzen gestillt und im Anschluss ging es nach einem langen (Anreise-)Tag zurück ins Hotel.

Morgen kann dann hochmotiviert und ausgeschlafen die gemeinsame Arbeit mit den Studierenden vor Ort am Campus beginnen.

Der zweite Tag unserer Kapstadt-Exkursion, ein Montag, stand ganz im Zeichen der Arbeit für die Student Conference. Ausgeschlafen und nach einem guten Frühstück ging es hochmotiviert - auch wegen der sommerlichen Temperaturen - in Richtung "Lower Campus". Im "South African College of Music" trafen die Studierenden aus Kapstadt und Detmold/Paderborn erstmal in Präsenz aufeinander. Auch durch die vorbereitenden digitalen Seminareinheiten und die (digitale) Gruppenarbeit vorab, fanden sich schnell gemeinsame Gesprächsthemen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und der Tagesplanung bildeten sich zunächst drei Gruppen für eine Campusführung.


Zu besichtigen waren das "College of Music" am "Lower Campus" sowie der "Middle Campus" und "Upper Campus". Da in Kapstadt gerade das Pendant zur Paderborner "Lesewoche" ohne fixe wöchentliche Lehrveranstaltungen stattfindet, war die Musikabteilung sehr ruhig: Der imposante Altbau beeindruckte dennoch. Neben zahlreichen Überäumen, sehr gut ausgestatteten Computerräumen, kleinen Tonstudios, zahlreichen Vorlesungssälen wurde selbstverständlich auch die für die Vorbereitung auf die Student Conference besonders relevante Musikbibliothek besichtigt, die architektonisch an ein Schneckenhaus erinnert. Den Ausblick vom Upper Campus und die Skyline mit historischen Uni-Gebäuden im Vordergrund und Bergen im Hintergrund musste man sich mit einem sehr stufenreichen Aufstieg erst erarbeiten. Dafür wurden die Gruppen dort mit etwas mehr Uni-Leben belohnt: Als wir dort ankamen, fand gerade eine Abschlussfeier statt, bei der alle Absolventen Roben trugen, die man sonst eher aus englischsprachigen Kinofilmen kennt. Nach einer Stärkung zur Mittagszeit ging es dann in den Gruppen in sehr intensive Arbeitsphasen für die Abschlusspräsentationen am Freitag. In regem Austausch mit intensiven Diskussionsrunden entstanden so sehr gute Konzepte für die Arbeit in den kommenden Tagen. In unserer Gruppe stand am Ende des Tages nicht nur die Struktur und die Aufteilung der einzelnen Themenbereiche, auch die häufig mühsame Definitionsarbeit der zentralen Begriffe konnte abgeschlossen werden.


Nach so viel Input und Austausch konnte man einige Köpfe beinahe rauchen sehen. Trotzdem freuten sich alle auf den musikalischen Abschluss des Tages: Wir durften nicht nur die im Institut ansässige "Kirby Collection of African Instruments" besichtigen - im Übrigen während des "Load Shedding" (der geplanten Stromabschaltung), sodass alle mit (Handy-)Taschenlampen die Instrumente besichtigten -, sondern bekamen noch eine beeindruckende Vorführung vieler Instrumente geboten. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Rick Deja und insbesondere an Dizu Plaatjies, der nicht nur zahlreiche Instrumente vorführte, sondern auch eine kleine Gruppenperformance anleitete und für alle Rückfragen gerne zur Verfügung stand. Gegen 19 Uhr ging unsere Gruppe dann Richtung Hotel, versorgte sich mit Sushi und Pizza, und ließ den Abend noch gemeinsam im Außenbereich ausklingen.


Der morgige Tag wird vor allem im Zeichen der inhaltlichen Vorbereitung der Student Conference stehen und mittags durch einen Vortrag über südafrikanischen Jazz perfekt ergänzt.

Der heutige Tag startete wie der gestrige: mit Frühstück und Sonnenschein für alle. Um 9:15 Uhr ging es mit der gesamten Gruppe in Richtung „South African College of Music“. Nach einem kurzen Ausblick auf die Möglichkeiten der geplanten digitalen Ausstellung (mit öffentlicher Vernissage im Juli!), präsentierten die vier Gruppen – Class, Colonialism, Gender und Religion – kurz ihren aktuellen Arbeitsstand und wandten sich mit offenen Fragen und Schwierigkeiten an die anderen Studierende und Lehrenden. Schon bei der ersten Gruppe wurde schnell klar, wie hilfreich ein solcher Austausch sein kann: Die Gruppe wollte gerne Interviews und Aufnahmen in unterschiedlichen Kirchengemeinden durchführen, allerdings verliefen die Rückmeldungen angefragter Kirche eher schleppend. Eine Studentin aus Kapstadt konnte Kontakte zur eigenen Gemeinde vermitteln, sodass die Angespanntheit der „Religion“-Gruppe sichtlich nachließ.

Im Anschluss an diesen kurzen gemeinsamen Austausch teilten sich die Gruppen wieder untereinander auf. Der Vormittag stand bei allen insbesondere im Zeichen von Lektüre zur weiteren Eingrenzung und Spezialisierung auf die geplanten Themenbereiche. Nach einer kurzen Mittagspause erwartete uns ein Vortrag über südafrikanische Jazzmusik. Der Vortrag von Nomfundo Xaluva-Dyantyis, Dozentin für Jazz am SACM, war sehr kurzweilig und spannend, zeitgleich aber auch sehr bedrückend. Weil Jazz insbesondere auch während der Apartheid als Ausdruck der eigenen Identität verstanden wurde, war eine kurze zwölfminütige Dokumentation Teil des Vortrags, in der Gewalt und Unterdrückung durch die weiße südafrikanische Regierung eindrücklich aufgezeigt wurden. Im Anschluss an den Vortrag blieb genug Zeit für Fragen und weitere Denkanstöße.

Nachmittags arbeiteten einige Studierende am Campus weiter, andere verlagerten die Arbeit ins Hotel. Am Abend wurde dann wieder gemeinsam im Außenbereich der Unterkunft gegessen, während wir unseren ersten südafrikanischen Regen erlebten.

Der morgige Tag wird, ähnlich wie der heutige, wieder im Zeichen der Arbeit für die Student Conference stehen. Zusätzlich steht am Abend der Vortrag über Ausschnitte meines (Luise Adler) Promotionsprojekts auf dem Programm.

Der Morgen verlief, wie die vergangenen Tage und der Regen des vergangenen Abends war wieder Sonnenschein gewichen.

Insgesamt standen heute zweimal drei Stunden intensive Arbeit am Vor- und Nachmittag auf dem Programm. Dazwischen gab es für manche Gruppen eine richtige Mittagspause, andere pausierten nur kurz und arbeiteten dann weiter. Die „Religions“-Gruppe absolvierte ihr erstes Interview für die Student Conference. Während der Vormittag für die meisten im Zeichen von Lektürearbeit stand, verlagerten manche Gruppen die Arbeit am Nachmittag hin zu konkreten Notizen für ihre Präsentationen.

Um 17 Uhr stand dann als Abschluss des Tages der Vortrag „Religion in contemporary German opera“ über mein (Luise Adler) Promotionsprojekt auf dem Programm. In sechzig Minuten konnte ich einige Aspekte mit allen Zuhörenden teilen. Mit den anschließenden Diskussionsbeiträgen, Rückfragen und Rückmeldungen war ich sehr zufrieden. Und so ging ein langer, arbeitsreicher Tag zu Ende. Am Abend wurde wie die vergangenen Tage auch wieder gemeinsam im Außenbereich der Unterkunft gegessen.

Der morgige Tag wird im Zeichen von letzten Vorbereitungen für die Student Conference stehen, vom Fertigstellen der Präsentationen

Der Morgen verlief genauso wie an den vorherigen Tagen. Beim obligatorischen Treffen mit allen Studierenden wurden nicht nur organisatorische Fragen für die verbleibenden Tage besprochen, auch die Pläne bezüglich der digitalen Ausstellung wurden konkretisiert. (An dieser Stelle kann sich jede*r gerne bereits den 12. Oktober, 18 Uhr vormerken: An diesem Datum wird unsere digitale Vernissage stattfinden.)

Im Anschluss wurden die ersten Präsentationen technisch getestet und alle Gruppen erprobten das passende Sprechtempo für den Raum der Student Conference, mit einer kirchenähnlichen Akustik. Die Gruppen arbeiteten im Anschluss weiter an ihren Vorträgen bevor sich um 11 Uhr einige Studierende der Führung durch die „Music-Technology“-Abteilung anschlossen. Aufgrund eines krankheitsbedingten Ausfalls übernahm sein Kollege Izan Greyling die Führung. An der Führung nahmen nicht alle Studierenden teil, da vor einigen noch relativ viel Arbeit lag und die „Religion“-Gruppe zeitgleich zwei weitere Interview-Termine absolvierte. Für die Teilnehmenden war die Führung sehr interessant und wir bekamen spannenden Einblicke in diese Abteilung des SACM. Mittags gab es die die ersten Generalproben für die morgige Student Conference.

Der Nachmittag stand wieder im Zeichen des „load shedding“, also ohne Internet in der Universität, sodass sich die Studierenden aufteilten. Einige musizierten gemeinsam, andere besuchten noch einmal den Upper Campus und eine dritte Gruppe kehrte ins Hotel zurück, wo eine stabile Internetverbindung die Arbeit an den Präsentationen erleichterte.

Morgen kommt die intensive inhaltliche Arbeit vorerst zu einem Abschluss, indem die vier Gruppen in je 90 Minuten (60 Minuten Vortrag + 30 Minuten Diskussion) ihre Ergebnisse präsentieren. Anbei finden Sie auch das Programm für den morgigen Tag, auf den sich alle schon – mit mehr oder weniger Aufregung – freuen.

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der „Student Conference“. Und so ging es früher als üblich, und mit unterschiedlich viel Schlaf in der vergangenen Nacht, in Richtung College.
 
Nach einer kurzen Begrüßung durch Rebekka Sandmeier und Dominik Höink stellte ich kurz meine betreute Gruppe „Musik, Identität und Klasse“ vor und überließ Ihnen sogleich die Bühne. Nach kurzen Definitionen der zentralen Begriffe, lag der Fokus zunächst auf der historischen Entwicklung von klassischer und populärer Musik. Im Anschluss daran wurden Einblicke in zwei konkrete musikalische Genres gegeben: Jazz und Weltmusik, die in Bezug auf Klassentheorien und Einflüsse von Globalisierung auf Klassen(-grenzen) untersucht wurden. Insbesondere Globalisierung wurde hier als Entwicklung begriffen, die durch einfachere Verfügbarkeit von verschiedenen Musiken zwar Klassengrenzen aufweicht, durch verschiedene ökonomische Faktoren unterschiedliche soziale Klassen allerdings nicht abschafft und manche Ungleichheit weiter verstärkt. Die Diskussion brachte weitere spannende Fragen und Anregungen auf und unterstütze den Eindruck der Komplexität der vielen Konzepte und Begriffe, die im Vortrag angesprochen wurden.
 
Nach einer halbstündigen Kaffeepause präsentierte die zweite Gruppe ihre Ergebnisse zum Bereich „Gender“. Der Vortrag beschäftigte sich mit der Frage, wie die Kategorien Ablehnung vs. Bestätigung in Bezug auf Komponistinnen und Interpretinnen in Südafrika und Deutschland in unterschiedlichen Zeiträumen charakterisiert wurden. Nach einer ersten Befragung, in der alle Zuhörenden digital alle (aktivistischen) FLINTA* Komponistinnen übermittelten und einigen theoretischen Bemerkungen, wurden beispielhaft einige Komponistinnen vorgestellt. Darunter Ethyl Smyth (1858-1944) und die südafrikanischen Komponistinnen Charlotte Maxeke (1871-1939) und Miriam Makeba (1962-2008), die ihre (Sing-)Stimme gegen politische Unterdrückung auch während der Apartheid einsetzte. Im Vortrag waren interaktive Elemente (Befragung, Singen, Tanz) integriert, die das Publikum zum Teil der Präsentation machten.
 
Die Mittagspause bedeutete für die meisten Teilnehmenden eine kurze Atempause, während eine Gruppe sich entschloss, die Stunde für eine letzte Generalprobe zu nutzen.
 
Nach der gut einstündigen Pause beschäftigte sich die nächste Gruppe unter dem Übertitel „Religion ohne Musik?“, mit der Frage wie Musik, Identität und Religion miteinander verwoben sind. Dafür führten sie am Mittwoch und Donnerstag insgesamt vier Interviews mit Akteuren verschiedener christliche Kirchen und Konfessionen hier in Kapstadt, die sie für den Vortrag in vielen Stunden (auch nachts) auswerteten. Zunächst gab es einen kurzen Überblick über die komplexe Geschichte christlicher Einflüsse in Südafrika, bevor die grundlegende Methode des narrativen Interviews erläutert wurde. Der kurze Überblick über den selbst erarbeiteten Fragebogen mit insgesamt 29 Fragen ließ die Komplexität der Auswertung erahnen und in der digitalen Ausstellung werden sicherlich noch weitere dieser Fragen ausgewertet werden, die in dem 60-minütigen Vortrag nicht näher behandelt werden konnten. Zusammenfassend wurden sowohl einige Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zwischen den Interviewten der verschiedenen Gemeinden festgestellt, insbesondere in Bezug auf die Bedeutung von Musik für die religiöse Identität (mehr oder weniger relevant), aber auch in Bezug auf die eigene religiöse Identität (so wurde ein Kirchenmusiker interviewt, der selbst nicht religiös und somit kein Mitglied der Gemeinde ist.) Dennoch waren sich alle einig, dass Religion zwar ohne Musik existieren kann, die Erfahrung ohne Musik allerdings nicht mehr die gleiche sein würde.
 
Nach einer zweiten kurzen Kaffeepause weckte die letzte Gruppe, die sich mit „Musik, Identität und Kolonialismus“ befasste. Der Titel „Menken, Musik und ich: Disney und die kolonialistischen Einstellungen, die in seinen Renaissancefilmen zu finden sind“ bereits gewisse Erwartungen. Den vier Studierenden gelang es, ein wichtiges und problematisches Thema kurzweilig zu präsentierten und mit einem kurzen, bearbeiteten Disney-Trailer begann. Um die Problematik der thematisierten Disney-Beispiele aus den 1990er-Jahren zu verstehen, wurden zunächst einige zentrale Begriffe definiert: Kolonialismus, Orientalismus, bzw. Exotismus und kulturelle Aneignung. Dem folgten u. a. einige Ausschnitte aus dem Film „Pocahontas“, der stark von problematischen Exotismus-Vorstellungen und falschen kulturellen Darstellungen - Indigene als unizivilisierte Wilde - geprägt ist. Dies wird umso problematischer als dies die (kulturelle) Identität des jungen Zielpublikums (mit-)prägte. Diese Ausführungen wurden um Analysen der musikalischen Ausgestaltung des Films ergänzt, die von Alan Menken komponiert wurde. Hier wurden kompositorische Elemente verarbeitet - bestimmte Rhythmen, auf Trommeln gespielt, für die indigene Bevölkerung, etc. –, die die vorangehenden Ausführungen der Gruppe bestärkte. Zum Abschluss wurde auch gesagt, dass Disney mit diesen Themen inzwischen sehr viel verantwortungsbewusster umgeht.
 
Nach diesem letzten interessanten Vortrag hatten sich alle Teilnehmenden - insbesondere die Studierenden - das „gemütliche Beisammensein“ redlich verdient. Es wurde gemeinsam gegessen, geredet und gelacht und die Anspannung des Morgens fiel von allen ab. Auf den morgigen Samstag freuen sich bereits jetzt alle Teilnehmer*innen, da wir gemeinsam mit einigen Studierenden aus Kapstadt den Tafelberg und Robben Island besichtigen werden.

 

Der Samstagmorgen fühlte sich für alle erstmals nach Urlaub an. Um kurz vor neun ging es ein letztes Mal Richtung SACM, um in den gemieteten Bus zu steigen, der uns zunächst zum Tafelberg bringen sollte. Mit uns fuhren auch die beiden Lehrenden sowie einige Studierende aus Kapstadt mit. Der Himmel war wolkenlos und bot somit perfekte Voraussetzung für spektakuläre Ausblicke vom Tafelberg. Auf den Tafelberg fuhren wir mit einer Seilbahn und hatten anschließend 90 Minuten Zeit, um in kleinen Gruppen spazieren zu gehen: Egal von wo, die unterschiedlichen Ausblicke auf Kapstadt waren fantastisch.  

Anschließend wurden wir zur Waterfront gefahren, von wo aus wir am späteren Mittag mit dem Boot nach Robben Island fahren wollten. An der Waterfront wurde gegessen, Mitbringsel wurden ausgesucht und pünktlich um 14:15 Uhr trafen wir uns zum „Boarding“ am Schiff wieder. Die Fahrt zur ehemaligen Gefängnisinsel, wo während der Apartheid politische Gefangene, unter anderem Nelson Mandela langjährige Haftstrafen absitzen mussten, dauerte etwa 20 Minuten. Bereits zu Beginn des ersten Teils der Führung – in einem Bus – wurde uns allen klar wie stark die Geschichte dieser Gefängnisinsel mit der jüngeren Geschichte und identitätsbildenden Prozessen in Südafrika verknüpft ist. Anschließend führten ehemalige politische Gefangene uns durch die Zellen und gaben uns Einblicke in ihre persönliche Geschichte, die uns sicherlich noch lange beschäftigen werden.

Zurück an der Waterfront gingen wir noch alle zusammen essen. Die musikalische Untermalung im Restaurant war sehr präsent, dennoch konnten wir uns mit unseren Sitznachbarn gut unterhalten und hatten einen sehr schönen gemeinsamen Wochenabschluss.

Am heutigen Sonntag wurde fertig gepackt und die Koffer an der Rezeption abgegeben. Die verbleibenden Stunden zwischen Check-Out aus dem Hotel und Abholung zum Flughafen wurden auf zwei verschieden Arten genutzt: Eine Gruppe fuhr zum Strand nach Camps Bay und der Rest noch einmal zur Waterfront, wo letzte Mitbringsel besorgt und gemütlich zu Mittag gegessen wurde.

Die letzte Stunde im Hotel wurde mit Koffer wiegen und kleineren Umpackaktionen verbracht. Am Flughafen angekommen, gaben wir zunächst unsere Koffer ab, gingen gemeinsam durch die Sicherheits- und Passkontrolle und hatten dann noch ausreichend Zeit vor dem Boarding. Beinah pünktlich um 18:30 Uhr startete der Flug in Richtung Frankfurt.

 

Nach einer Nacht im Flugzeug, in der alle zumindest ein bisschen schlafen konnten, und einem Frühstück um 4:30 Uhr kamen wir pünktlich um 6:30 Uhr in Frankfurt an. Auch alle Gepäckstücke hatten ihren Weg von Kapstadt zurück nach Deutschland gefunden. Leider verlief der letzte Teil der Heimfahrt nicht so reibungslos wie auf dem Hinweg, sondern mit großer Verspätung von Seiten der Deutschen Bahn. Am späteren Mittag kamen dann aber alle wohlbehalten in Detmold an.