Vortrag im Rahmen der Öffentlichen Ringvorlesung
Musik – Religion – Global
Kulturerbe ist keine naturgegebene Realität, es wird gemacht. Was jüdische Artefakte oder kulturelle und religiöse Praktiken zu Relikten jüdischer Geschichte und Geschichtsschreibung und schließlich zu Gegenständen des deutsch-nationalen Kulturerbes macht, ist die Verkörperung von Bedeutungen und Werten, die ihnen von verschiedenen Akteuren zugeschrieben werden. In diesem Sinne spiegelt das jüdische Erbe eine „Wertegemeinschaft“ wider. Der Beitrag diskutiert den Weg von der Zuschreibung von Werten an jüdische kulturelle Ausdrucksformen, namentlich an jüdische Musik, hin zu deren Umwandlung in kulturelles Erbe. Dieser Prozess der Kulturerbewerdung, der Patrimonialisierung, findet innerhalb wie außerhalb jüdischer Gemeinschaft gleichermaßen statt. In beiden Kontexten hat die jüdische Vergangenheit überlebensgroße Dimensionen angenommen, hinter denen der Blick auf die Zukunft – auf die kulturelle Nachhaltigkeit jüdischen Lebens und seiner Kultur – zunehmend verschwindet. Der Beitrag stellt somit die Frage in den Raum, wie wir jüdisches (Musik-)Erbe künftig, auch unter Einbezug theoretischer Ansätze der Critical Heritage Studies und der Nachhaltigkeitswissenschaften, neu denken können.
Sarah M. Ross ist Professorin für Jüdische Musikstudien und Direktorin des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Beginn: 18:15 Uhr
Ort: Kuppelsaal der HfM Detmold, Willi-Hofmann-Straße 5, sowie digital unter https://uni-paderborn-de.zoom-x.de/j/65383613592?pwd=MlJiTjBwUWFBV0loRy9hR2dWOWJ0UT09
Eintritt frei
Weitere Informationen unter https://www.muwi-detmold-paderborn.de/seminar/ringvorlesung