Im Sa­lon von Cla­ra und Ro­bert Schu­mann

Das Lied war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch keine Gattung für das öffentliche Konzert. Sein Platz war der private bzw. halb-öffentliche Rahmen: Musikerinnen und Musiker oder musikliebende Amateure luden regelmäßig zu Abendveranstaltungen (›Soiréen‹) in ihre Salons ein, wo getrunken und gegessen, Konversation betrieben und vor allem Musik gemacht wurde. Auch das frisch verheiratete Ehepaar Schumann hatte in seiner ersten Wohnung in Leipzig einen großen Raum zur Verfügung, in dem Lieder, Kammermusik und Klavierstücke vorgetragen und angeregte Gespräche über Musik, Literatur, Kunst und Persönliches geführt wurden. Hier könnte der gemeinsam von Clara und Robert Schumann komponierte »Liebesfrühling« erstmals erklungen sein – lange bevor Liederzyklen in öffentlichen Konzerten vorgetragen wurden.

Ein Werk von zwei Komponisten, das ist eine Besonderheit in der Musikgeschichte. Schon vor der Hochzeit hatte Robert Schumann in einem Brief an seine Verlobte Clara Wieck den Wunsch geäußert, mit ihr gemeinsam zu komponieren: »Wir geben dann auch Manches unter unsern beiden Namen heraus; die Nachwelt soll uns ganz wie ein Herz und eine Seele betrachten und nicht erfahren, was von Dir, was von mir ist.« (15.06.1839) In der 1841 erschienenen Erstausgabe des »Liebesfrühlings« ist nicht angegeben, welche Lieder von wem komponiert wurden – und das zeitgenössische Publikum war nicht in der Lage, die Lieder zuzuordnen.

Eine Projektgruppe aus der Liedklasse Prof. Manuel Lange und Studierenden des Musikwissenschaftlichen Seminars (Prof. Dr. Rebecca Grotjahn) hat eine Veranstaltung vorbereitet, in der die Atmosphäre einer Soirée im Hause Schumann ein wenig nachempfunden werden soll. Neben den zwölf Liedern aus dem »Liebesfrühling« kommen weitere Lieder und Musikstücke von Clara und Robert Schumann zu Gehör. Dazwischen wird aus Briefen und Tagebüchern des Künstlerpaares gelesen (Einstudierung: Christian Kleinert)., Bei Tee und Gebäck können zwanglose Gespräche geführt werden – so wie damals im Salon der Schumanns. Das Gebäck stammt aus Montepulciano, wo die Projektgruppe im Juni 2019 eine Woche in der Europäischen Akademie für Musik und Darstellende Kunst zugebracht hat, um diese Veranstaltung zu erarbeiten.

Sonntag, 30. Juni 2019, 11:30 Uhr und 15:30 Uhr, Gartensaal der Hochschule für Musik Detmold

Ausführende:

Studierende der Liedklasse Prof. Manuel Lange

Studierende aus dem Seminar „In Schumanns Salon“ bei Prof. Dr. Rebecca Grotjahn

Einstudierung der Sprechtexte: Christian Kleinert